Wiedergänger

geschrieben am 13.12.2012

Bei einer Lesung vor ein paar Tagen wurde ich gefragt, was für ein Verhältnis man als Autor zu seinen Figuren aufbaut. Ob man sie mag oder ob sie einem auch auf die Nerven gehen? Das kann man wohl sagen! In meinem Oldenburger Blogbuch hatte ich die Figur des virtuellen Stadtschreibers eingeführt, der eine gewisse Ähnlichkeit mit mir hatte. Er sollte Matjes mit Apfel-Couscous und Curryschaum essen, weil das im Capitänshaus auf Spiekeroog so gekocht wird, und er das den Oldenburgern versprochen hatte. Es endete mit dieser Figur, wie sie sich vielleicht erinnern werden, in der Psychiatrie. Vollgepumpt mit Medikamenten. Und ich, „der ach so allmächtige“ Autor wusste nicht wie ich ihn da wieder rauskriegen sollte. Also ließ ich ihn einfach liegen. Das geht natürlich nicht und versprochen ist versprochen.

Ich habe mir also einen freien Nachmittag genommen. Matjes gekauft, den Couscous gekocht, Äpfelstücke und Apfelsaft darunter gezogen. Dann für den Curryschaum: Schalotten, Ananas, Bananen (!) und Äpfel gewürfelt und in Butter angeschwitzt. Currypulver dazugegeben. Kurz und gut das ganze Rezept nachgekocht. Als ich fertig war und mich vor den Teller setzte, kam meine Familie nach Hause. „Riecht wie beim Inder“, sagte meine Frau. „Keine Witze“, knurrte ich und bis in den mit Curryschaum überzogenen Fisch. Meine Kinder standen vor mir in dicken Jacken und mit schief sitzenden Mützen auf den Köpfen. Sie sagten nichts und sahen mich an, als würde ich gleiche ein Zauberkunststück vollführen. Dann kam meine Frau, sah kurz auf den Teller und sagte: „Oh verstehe. Die Matjesnummer. Und schmeckt es?“ Ich schluckte den Fisch hinunter und antwortete: „Kann man essen. Wird nicht mein Lieblingsgericht, aber kann man essen.“

Tschüß

geschrieben am 14.12.2012

Morgen, am 15. Dezember, endet meine virtuelle Stadtschreiberstelle offiziell. Ich möchte mich bei allen Lesern des Blogs für die Aufmerksamkeit bedanken. Ich war gern in Oldenburg im Jahre 2012. Virtuell und real. Hab mich gefreut über die Grobnudel, die Enigkeit und selbst Matjes mit Curry habe ich überlebt. Ich wünsche Ihnen Frohe Weihnachten und ein gesundes Neues Jahr mit einem neuen virtuellen Oldenburger Stadtschreiber!

Herzliche Grüße

Gregor Sander