Gregor Sander

Gregor SanderGregor Sander wurde 1968 in Schwerin geboren. Nach einer  Ausbildung zum Instandhaltungsmechaniker (Schlosser) mit Abitur und einer Ausbildung zum Krankenpfleger studierte er von 1990 bis 1992 an der Universität Rostock Medizin. Von 1992 bis 1996 studierte er Germanistik und Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Dem schloss sich 1996/97 der Besuch der Berliner Journalistenschule an. 2002 erschien sein literarisches Debüt, der Erzählungsband „Ich aber bin hier geboren“. 2007 folgte der Roman „Abwesend“. 2011 veröffentlichte er den Erzählungsband „Winterfisch“.

Gregor Sander lebt als Journalist (Deutschlandradio Kultur) und Schriftsteller in Berlin.

Preise und Stipendien (Auswahl):
2012 Preis der LiteraTour Nord für sein bisheriges Werk, insbesondere für seinen 2011 erschienenen Erzählungsband „Winterfisch“.
2009 3Sat-Preis bei den 33. Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt.
2009 Stipendium Deutscher Literaturfonds.
2007 Roman „Abwesend“ nominiert für den Deutschen Buchpreis.
2006 Casa-Baldi-Stipendium der Villa Massimo in Olevano Romano.
2004 Förderpreis zum Hölderlinpreis der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe.
2002 Ledig House New York.
2000 – 2001 Akademie Schloss Solitude Stuttgart.

Meine Oldenburger Ururgrossmutter

geschrieben am 20.03.2012

Ich habe keine verwandtschaftlichen Beziehungen nach Oldenburg. Dabei hätte das so gut gepasst. Als ich zum Virtuellen Oldenburger Stadtschreiber ernannt wurde, erinnerte ich mich sofort an die Urgroßmutter meiner Mutter.  Die sollte aus Oldenburg stammen. Zumindest erinnerte ich, dass meine Mutter mir das irgendwann mal erzählt hatte. Und dass sie auch Sander hieß, so wie die Familie meines Vaters.

Damit kannst du ja deinen Blog beginnen, dachte ich. Aber es stimmt gar nicht. Meine Ururoma kam aus Ostpreußen, wie dieser gesamte Zweig der Familie. Sie hieß aber Sander, wenigstens das stimmte.

Warum habe ich mir aber eingebildet, dass sie aus Oldenburg stammt? Dann hätte sie doch auch aus Bremen kommen können oder aus Oldenburg in Holstein. Aber mein Gedächtnis war sicher, dass sie aus Oldenburg in Oldenburg stammt.

Sie muss so um 1870 geboren worden sein. Und vielleicht war sie, so dachte ich, eine stolze Bürgerstochter, oder sie wäre als Dienstmagd von Oldenburg nach Labiau in Ostpreußen gegangen und hätte dort meinen Ururgroßvater kennen gelernt. Beim Tanzen. Hätte sich ein bisschen über den merkwürdigen Dialekt amüsiert, ihn dann aber doch geheiratet. Weil er gut küssen konnte und sie an ihren Oldenburger Lieblingscousin erinnerte, der Kürschner war in der Kurzen Straße.

So ist das mit der Erinnerung und der Wirklichkeit. Die stimmen oft nicht überein. Aber manchmal entstehen aus der Differenz Geschichten.

Moin!

geschrieben am 22.03.2012

Ich mag Wörter wie „Moin“. Es gefällt mir sehr wenn man an der Sprache erkennt, dass man woanders ist. In der Fremde. Ich passe mich dann auch gern an und sage in Baden-Württemberg nach ein paar Tagen ganz selbstverständlich: „Grüß Gott.“ Meine Sprache geht so auch auf Reisen.

In Oldenburg sagt man „Moin“ zu jeder Tages- und Nachtzeit. So wie auch in Friesland oder in Bremen. Hörte ich „Moin“, wusste ich bisher nicht unbedingt wie spät es ist, aber ich wusste etwa wo ich war. Nun scheint sich das „Moin“ auszubreiten. Ich habe es in meiner mecklenburgischen Heimat schon in Rostock (da habe ich studiert) beim Bäcker gehört. Die Studenten benutzen es dort inzwischen völlig selbstverständlich in den Kneipen und auf der Straße. Das ist neu. Neulich hat es sogar der Schaffner im Interregio Rostock-Berlin gesagt: „Moin. Die Fahrkarten bitte!“

„Moin“ wird also zum Exportschlager. Ich bin mir noch nicht so sicher, wie ich das finden soll. Denn höre ich jetzt „Moin“ – weiß ich nicht mehr unbedingt wo ich bin!

OL

geschrieben am 27.03.2012

Ein Stück Oldenburg für mich hier in Berlin sind die Oldenburger Autofahrer. Ich freue mich inzwischen wenn ich das Oldenburger Kennzeichen sehe. OL. Aber ich muss ehrlich sagen, dass mir diese beiden Buchstaben auf den Autos auch schon aufgefallen sind, bevor ich Virtueller Oldenburger Stadtschreiber wurde. Denn mein Lieblingscartoonist heißt so und kennzeichnet alle seine Zeichnungen mit: OL. Vollständig nennt er sich Ol Schwarzbach und „bürgerlich“ heißt er Olaf.

Aber fast jeder in Berlin kennt ihn unter dem Namen: OL. Ich mag seinen Humor (Ein Paar im Bett. Sie: Komm Schatz, sag mir was Schmutziges. Er lesend: Küche!) und seine Cartoons von Jürgen, dem Trinker oder den Müttern vom Kollwitzplatz. Und so möchte ich hier die Gelegenheit nutzen und OL mal OL vorstellen:

http://webseite.ol-cartoon.de/index.php

Backsteine und Birken

geschrieben am 29.03.2012

Wenn ich Backstein und Birken sehe, dann fühle ich mich als Norddeutscher zu Hause. Ich kann mir gar nicht die Frage stellen, ob ich Backstein und Birken mag. Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Birken sind eigentlich relativ unscheinbare dünne Bäume mit einem grau-weißen Stamm und Backsteine sind, nun ja, eben weinrote Ziegel. Trotzdem freue ich mich immer beide zu sehen. Wer über Bremen nach Oldenburg kommt, fährt durch Delmenhorst und sieht hier neben der Bahnstrecke das Gebäude der Nordwolle, ein wirklich prachtvolles Backsteingebäude.

Und wer im Oldenburger Bahnhof aussteigt sollte nicht versäumen sich die Wartesäle und das Restaurant „Klinkerburg“ anzusehen. Denn „Klinkerburg“ ist hier wörtlich gemeint. Die „modernen“ Schalter der Bahn sehen in der riesigen Halle eher klein und verloren aus. Als wären sie nur zu Besuch.