Mehr Pfeffer! [ 3 ]

Das Erstaunlichste, was die Oldenburger Küche hervorgebracht hat, ist die Pfeffersuppe. Kenner streiten sich bis heute, ob sie Ausdruck des bereits erwähnten Oldenburger Temperaments ist, dekadente Insignie städtischen Reichtums, oder schlicht ein Kontrapunkt zum üblichen Kartoffel-Rüben-Einerlei.

Auffällig an der Pfeffersuppe ist ihre Zutatenarmut; ihre einzige und somit dezidierte Hauptzutat ist der Pfeffer.

Ob es sich nun um schwarze, grüne oder rote Körner handelt, bleibt dabei dem Geschmack der Oldenburger Hausfrau überlassen. Ebenso ganz nach ihrem Ermessen sind die Pfefferkörner am Ende entweder samtig-mehlig und verbreiten ihr Feuer mit einer trügerischen Sanftheit im Mund; oder sie sind bissfest-körnig und trainieren das Gebiss des Gourmets. Natürlich gibt es ebenfalls Dispute über die richtige Würzung des Gerichts. Zugezogene geben gerne etwas Suppengrün und Salz hinzu; die Alteingesessenen hingegen bestehen darauf, dass die Pfeffersuppe höchstens und nur im Notfalle mit etwas gemahlenem Pfeffer zu würzen sei, alles andere wäre dezidiert neumodisch, in gewisser Weise widerlich und in jedem Fall süddeutsch.

Gekocht wird die Pfeffersuppe vor allem zu besonderen Anlässen, und schon sowieso wenn Besuch aus Bremen oder Hamburg erwartet wird. Wenn den auswärtigen Besuchern – so noch nicht von Tiefenkrankheit beschädigt – bereits die Tränen in den Augen stehen, hauen selbst die Oldenburger Kinder weiter rein. Liter um Liter des Pfeffergebräus verschwindet in den kleinen Leibern.

Mehr Pfeffer!, wird in Oldenburg gerne gebrüllt, und auch im Ausland erkennen sich die Oldenburger an jenem heiteren Freudenruf.