Goldenes Vlies [ 20 ]

Kondore? Alpaka-Herden? Andine Hochplateaus? Nichts gegen die Phänomene der Norddeutschen Tiefebene. Wo sonst hätte man schon gehört vom feinsten, ätherischen Vlies der Heidschnucke?

Tatsächlich ist die Wolle der Heidschnucke so edel und so begehrt, dass seit jeher versucht wurde, ihre Überlegenheit gegenüber allen anderen Stoffen zu verheimlichen. Niemand sonst als die Bewohner jener Region im Norden sollte sie spinnen und tragen dürfen; zu groß das Risiko, dass Imitate und billige Fälschungen den Markt überfluten.

Auf der Heide ist die Schnucke in ihrem Element. In Herden ziehen die scheuen Tiere über das Land, und ihre Schnelligkeit und Leichtfüßigkeit sind legendär. Nur die stärksten Exemplare der Menschenrasse vermögen, ihnen nachzustellen. Wenn es einmal gelingt, eine Heidschnucke in die Enge zu treiben, so gilt es nur, sich vor ihrer Heimtücke in Acht zu nehmen. Genau in dem Moment, wo sich der Jäger siegreich wähnt, sammelt die Schnucke ihre Spucke im Schnuckenspuckmaul zusammen und katapultiert sie in das Auge des Angreifers. Der Schmerz ist unerträglich.