zu Hause bei Mariah Carey [ 8 ]

Eine Wiese aus Federn. Schwebend, darüber, ein Schwarm geflügelter Karnickel. Zwei Kröten mit Fuchsgebissen thronen auf der Fensterbank, erstarrt in einem Zustand großer Erregung. Solche Träume sind den Schlaf wert. Fahles Licht fällt durch die gefrosteten Fenster, Staubpartikel tanzen zeitlupenartig durch den Raum, eine Erdgeschosswohnung in meinem leerstehenden Wohnblock. Er hat sich festgesetzt als Bühne meiner Landschaftsträume. Faszinierend. Die offene Küche geht über in den Esszimmerbereich, auf dem offen stehenden Herd sitzt eine Katze, angriffsbereit, und lächelt mit Menschenzähnen. Notiere ich mit noch schwachen Fingern, hinter dem Vorhang meiner Müdigkeit, in das kleine Heft, das neben meiner Matratze liegt. Eines Tages werde ich diese Gemälde alle umsetzen. Werde das Haus kaufen, abtauchen und ein schauriges Monument erschaffen. Ziellos. Sinnlos. Verstörend und magisch. Kein Mensch wird es verstehen. Ich verstehe es nicht. Es gibt nichts zu verstehen, das gibt es zu verstehen. Man wird den Kopf schütteln und manche werden fasziniert sein. Ich werde mit Tierkörpern malen.

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Husten im Himmel [ 11 ]

Elf verpasste Anrufe.

– Gerben.
– Skelettieren
– möglichst alle Sehnen konservieren. (?)
– Schnauze, Zunge, Sohlen, Hoden, Schwellkörper, Krallen bestmöglich konservieren.
– Aufsichtsrats Herz. Konserviert und aufbereitet.
(Sie dächte an eine so eben das Herz fassende, mundgeblasene Glas-Amphore, doppelkonkav und beleuchtet, Fuß aus Waschbeton. „So etwa, Sie wissen schon …“
Ich sagte ihr, dass ich nicht wisse und dass das nun wirklich nicht meine Aufgabe sei und sie sagte: „Sie müssen das projektorientierter betrachten“, und legte mir die Hand auf den Unterarm. “Sie sind Case-Manager. Für mich betreuen Sie Projekte, Sie liefern ein Endprodukt ab, für dessen Qualität Sie letztendlich verantwortlich sind und führen nicht nur einen einzelnen Schritt aus, verstehen Sie? Das können Sie, ich spüre das.“)
– Reste verbrennen, handgeschnitzte Urne aus Kirschholz
(„Und keine Präparation?“, hatte ich gefragt. Das genau sei mein Fachgebiet, meine besondere Fähigkeit. Aber sie schüttelte den Kopf und lächelte. Ich sah, dass ihre Vorderzähne etwas zu groß waren für ihr kleines, dünnes Gesicht. Der von mir aus rechte war noch einen Tick länger als der linke und überdeckte diesen leicht schräg. Ich weiß noch, dass mich das wunderte: so eine Frau, mit all diesen Möglichkeiten, in dieser Umgebung, die sich nicht dental optimieren lässt. Eher selten.)

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