F, wie…

geschrieben am 28.08.2012

Heute will mir nichts gelingen. Ich finde kein richtiges Thema. Es gab das 1. Oldenburger Illustratorenfestival. Aber das endete schon am 24. August und ich will hier natürlich auch nicht zu spät kommen. Außerdem hat der Oldenburger Lokalteil das gebührend bearbeitet:  Kunst auf Kommando, heißt dort die Überschrift und bei mir will hier ein Text auf Kommando nicht gelingen. Also guck ich mal wieder in Hermann Bönings „Plattdeutsches Wörterbuch für das Oldenburger Land“. De Blog will nich fluuschen (rasch vonstatten gehen), würde ich jetzt mal ins Oldenburger Platt übersetzen. Ich will hier nix fukeln (betrügen, etwas einschmuggeln) oder jemanden fuchtig (böse) machen. Es liegt auch nicht daran, dass ich fuul (faul, träge) bin. Ich will nur wat turecht fummeln (basteln). Und dabei nicht funzeln (flüchtig arbeiten) oder allzu viel flickflojen (schmeicheln) Alles Wörter, die mit F beginnen. Dabei kommt das in Oldenburg gar nicht vor. Aber nun gut – Friesland ist ja nicht weit!

Oldenburg, Vorpommern

geschrieben am 30.08.2012

Gut, vielleicht entwickle ich inzwischen so eine Art Verfolgungswahn. Eine Oldenburg-Paranoia gewissermaßen. Es könnte am Amt des Virtuellen Stadtschreibers liegen, aber andererseits, ich sehe ja wirklich häufig Dinge, die irgendwie mit Oldenburg zu tun haben. Die Frage ist doch: Habe ich diese Oldenburgereien auch schon früher gesehen und einfach nicht darauf geachtet oder geht mir das erst jetzt so?

Hin und wieder ziehe ich mich beispielsweise nach Vorpommern zurück. Zum Schreiben. Für ein paar Tage bin ich dann ganz allein, um mich um nichts anderes zu kümmern, als um den neuen Roman. Das Haus liegt bei Pasewalk. Da sieht es wirklich sehr oldenburgisch aus. Viel flaches Land, viele Wiesen, viele Kühe. Ich mag das sehr. Ich kann mich auf dem Land gut fokussieren. Dort fiel letzte Woche mein Blick auf eine Landkarte, die ich schon seit Jahren kenne. Und plötzlich stand da: Oldenburg. In Vorpommern! Also genau das ist die Frage: Es stand natürlich nicht plötzlich dort, sondern es wird da schon vorher gestanden haben. Hoffentlich. Weil wenn nämlich nicht, hieße das ja: Ich drehe durch.

Aber ne, ne. Eine Internetrecherche ergab, dass dieses vorpommersche Oldenburg ein Teil der Gemeinde Züssow südlich von Greifswald ist. http://de.wikipedia.org/wiki/Z%C3%BCssow

Viel mehr war allerdings nicht herauszubekommen. Aber wenn nächste Woche ein Stadtteil von Berlin plötzlich Oldenburg heißt, also Berlin-Oldenburg, und alle um mich herum so tun, als wenn das schon immer so gewesen ist, geh ich vielleicht doch mal zum Arzt. Man kann ja nie wissen!

Matjeswahnsinn

geschrieben am 04.09.2012

Eine psychiatrische Klinik in Berlin. Der Oldenburger Stadtschreiber liegt im Bett. Er schläft und lächelt. Neben ihm stehen Dr. Elvira Hansen und Dr. Kurt Huber bei der Dienstübergabe.

Huber: Er lächelt.

Hansen: Das würden Sie auch. Bei der Menge Beruhigungsmittel, die wir in ihn gepumpt haben.

Huber: Was hat er?

Hansen: Völlig unklar. Er ist wohl Schriftsteller und stand in seiner Kantine…

Huber: Seit wann haben Schriftsteller eine Kantine?

Dr. Elvira Hansen guckt kurz aber scharf über ihre Lesebrille. Dann sagt sie: Das ist so ein Künstlerateliergemeinschaftsding. Was weiß ich? Der Koch sagte jedenfalls, der Patient habe Matjes bestellt und sich dabei immer wieder nervös umgeguckt. Das würde er aber sonst nie machen. Das mit dem nervösen Gucken. Dann sei eine befreundete Künstlerin des Schriftstellers gekommen, habe ihn begrüßt und bei dieser Begrüßung die Worte: Kuss, Kuss gesagt. Der Schriftsteller habe daraufhin zu schreien angefangen, um sich geschlagen und ist kurz darauf in Ohnmacht gefallen.

Huber: Kuss, Kuss wie küssen oder Couscous, wie das Gericht?

Dr. Kurt Huber grinst dabei ein wenig schmierig. Dr. Elvira Hansen geht darüber hinweg.

Huber sagt: Wann gehen sie jetzt eigentlich mal mit mir essen?

Auch darauf reagiert Dr. Elvira Hansen nicht.

Hansen: Ich denke Kuss, Kuss als Begrüßung. Also Kuss links und Kuss rechts. Couscous zu Matjes macht ja wohl keinen Sinn.

Huber: Wieso? Wie isst man denn Matjes? Bei uns in Bayern gab es den ja nicht so oft.

Hansen: Der Patient ist in Schwerin geboren. Also in der DDR.

Huber: Was hat das damit zu tun? Da haben sie doch dauernd Broiler gegessen oder was? Vielleicht gab es in der DDR keinen Matjes und es handelt sich um ein Jahrzehnte altes Trauma, das durch den Kantinenbesuch wieder hervorgerufen wurde. Die Stasi im Hering sozusagen. Wie isst man denn nun Matjes?

Hansen: Na, mit saurer Sahne oder Joghurt. Äpfeln, Zwiebeln und auf jeden Fall Kartoffeln. Brat- oder Pellkartoffeln. Jedenfalls bei uns in Lübeck. Schon Reis ginge nicht. Und Couscous ist unvorstellbar.“

Huber: Wobei wir wieder bei meiner Essenseinladung wären.

Hansen: Jetzt bleiben Sie doch mal beim Thema, Huber. Der Patient wurde zu uns gebracht, hat mehrere Tische und Stühle zertrümmert und immerzu „Matjes“ und „Kuss, Kuss“ oder meinetwegen auch „Couscous“ geschrien. Außerdem ein paar Mal „Spiekeroog“, einmal „Oldenburg“ und etwas hundert Mal „Scheiße“.

Huber: Okay, also der ganz normale Wahnsinn. Ausgelöst durch Matjes, Couscous, beziehungsweise zu vieles Küssen.

Er sieht Doktor Hansen an und zwinkert ihr zu. Der Oldenburger Stadtschreiber seufzt leise.

Es wird real

geschrieben am 06.09.2012

Nächsten Dienstag ist es soweit. Wir treffen uns. Ganz real. Am Dienstag, 11. September 2012 besuche ich Oldenburg mal wieder. Um 20 Uhr werde ich in der Wilhelm 13 aus dem Blogbuch Oldenburg lesen. Moderiert wird der Abend von Monika Eden. Ich bin gespannt auf die Oldenburger. Weil ja nicht nur ich als Stadtschreiber virtuell bin, sondern auch das Publikum, das die Blogs liest, ist ja virtuell. Und so frage ich mich schon manchmal, wer das eigentlich ist. Wer sitzt da auf der anderen Seite des Internets am Computers und liest, was ich mir so denke und einfallen lasse? Ich hoffe also, dass sie zahlreich ins Wilhelm 13 kommen und wir uns über Oldenburg unterhalten können, das reale und virtuelle, über Oldenburger Platt, über Matjes und über Literatur natürlich. Also nicht vergessen und im Kalender (im virtuellen und realen!) rot anstreichen: Dienstag, 11. September, 20 Uhr, Wilhelm13 – Lesung aus dem Blogbuch Oldenburg

Nicht vergessen!

geschrieben am 11.09.2012

Heute um 20 Uhr Lesung aus dem BLogbuch Oldenburg im Wilhelm13:

„Grau und nebelig“ antwortete der fast achtjährige Sohn des Schriftstellers Gregor Sander auf dessen Frage, wie er sich die Stadt Oldenburg vorstelle.
Dann haben sie OLDENBURG am Küchentisch – Buchstabe für Buchstabe – auseinandergenommen. Aus den Buchstaben ließen sich neue Wörter bilden und mit diesen die Sätze „Du bist ein GRUENBOLD, sagte GELDBRUNO zu GOLDRUBEN.
Sie bildeten einen ORGELBUND fürs Leben und aßen eine GROBNUDEL in LODENBURG.“

Gregor Sander wurde vom Literaturbüro und dem StadtMarketing Oldenburg zum Virtuellen Stadtschreiber 2012 berufen. Seit Mitte März nähert sich er sich der Stadt mit seinen Beiträgen im BLogbuch OLdenburg an.

Das virtuelle Format nutzt er als Spielwiese für literarische Experimente.
Es regt ihn aber auch zu kulinarischen Experimenten an.

Im Programm des Literaturbüros liest er aus seinen besten BLogbuch-Texten und spricht mit Monika Eden über seine Kochversuche lokaler Delikatessen, das „Moin“ als Exportschlager und seine erfundenen Oldenburger Vorfahren.

Gregor Sander wurde 1968 in Schwerin geboren. 2002 erschien sein literarisches Debüt, der Erzählungsband „Ich aber bin hier geboren“. 2007 folgte der Roman „Abwesend“. 2011 veröffentlichte er den Erzählungsband „Winterfisch“, für den er mit dem Preis der LiteraTour Nord 2012 ausgezeichnet wurde. Gregor Sander lebt in Berlin

Wir sehen uns!