Eine Hochburg des Karnevals [ 6 ]

Kaum jemandem ist geläufig, dass Oldenburg die tollste Hochburg des Karnevals ist.

Und das kam so:

Vor langer Zeit, bei einem der besonders heftigen Stürme im Vorfrühling, trug eine Orkanböe eine ganze Sanddüne – aus Dänemark, so mutmaße man – herüber und ließ die Sandmassen mitten auf den Platz vor dem Rathaus rieseln.

Sobald der Sand zum Liegen kam, klarte das Wetter auf, die Sonne schien – kurz, es war der schönste Montag, den man seit Langem erlebt hatte. Der Bürgermeister, ein handfester Sohn der Stadt, erklärte den Tag zum Feiertag und verpflichtete alle Bürger Oldenburgs zum ausgelassenen Burgenbau.

Männer, Frauen und Kinder stapften mit Wassereimern und Schaufeln auf der Düne herum und schichteten Lage um Lage. Es wurde getrunken, gesungen und gelacht, der Bürgermeister versank bis zum Bauch in einer der Lagen und lachte sich darüber halbtot.

Seither wird Jahr um Jahr zur Zeit, wenn in anderen Städten Karneval gefeiert wird, in Oldenburg eine Ladung Sand aus Dänemark bestellt, der Tradition wegen. Wer es schafft, den Bürgermeister als erstes bis zum Bauch im Sand zu vergraben, gewinnt.