Die Fischernte [ 10 ]

Jetzt hat man bereits über die Abwesenheit von Hügeln und Bergen gesprochen. Das heißt allerdings nicht, dass es nicht so etwas wie eine Regenzeit in Oldenburg gäbe. Die Stadtführer, wenn sie die tiefenkranken Besucher von außerhalb an den Oldenlöchern vorbei und, bei Bedarf direkt gen Lappan dirigieren, sagen gerne, dass es selbstverständlich eine Regenzeit gebe, und die dauere regelmäßig von Januar bis Dezember.

Vor allem im Herbst tritt immer wieder ein Phänomen auf, das von den Bürgern gleichermaßen geliebt und gehasst wird, und das ist die sogenannte Fischernte. Was wie ein munteres Volksfest klingt, ist in Wirklichkeit eine Wetterfront, die so viel Regen mit sich bringt, dass man über mehrere Tage das Haus kaum verlassen kann.

Tatsächlich regnet es in jenen Perioden so viel und so dicht, dass sich die Fische des Meeres verwirren und schnurstracks durch den Regen hindurch in die Stadt hineinschwimmen.

Die gewieften Oldenburger öffnen dann gerne ihre Fenster und ernten mit bloßen Händen die dicksten Flundern, Makrelen und Heilbutte.