Und dann kam irgendwann die Mode auf, in den Süden zu reisen. Die Heide reichte plötzlich nicht mehr; Hamburg, Kopenhagen und Paris schienen fad, abgeschmackt und nichtssagend. Die größten Gelehrten und Denker aller Länder zog es in ein Land, das da hieß: Italien. Von ihren Abenteuern und Erkenntnissen wurde man daheim bestens unterrichtet durch die Bücher, die nach der Rückkehr veröffentlicht wurden. Schnell wurde klar: Kein Leben war komplett ohne jene große Reise! Keine Bildung umfassend ohne jenen Erfahrungsschatz, den man nur im Süden sammeln konnte!
So wurde der Druck auch auf die Oldenburger Gelehrten immer größer – bis sich ein erstes Expeditions-Grüppchen ein Herz fasste und im Morgengrauen eines Apriltages sich in eine Postkutsche setzte. Ziel: Italien. Man hatte eigene Bettwäsche dabei (von den Herbergen in den Alpen wurde Schreckliches berichtet), Pistolen (von den Herbergsvätern noch Ärgeres) und schließlich ausladende Hüte gegen die Südsonne.
Doch kaum war die Expedition abgereist, noch im Dunkel der Nacht, senkte sich ein Nebel über den Norden, dem Kutscher wurde es bang, Trost brachte eine Flasche Korne, die er unter seiner Lederjoppe mit sich trug (natürlich, die Drachen). Einige Tage lang also fuhr man durch jenen undurchdringlichen Nebel; ab und zu meinten die Reisenden, Anhöhen zu passieren, gar an Luftnot zu leiden – das, so sagten sie sich, müssten dann wohl die Alpen sein. Als es viele Tage später aufklarte, hatten sie gerade ein Städtchen erreicht. Die erste Stadt in Italien, so versicherten sich die Reisenden gegenseitig. Der Kutscher schwieg. Die Flasche war schon lange leer. Im Kreis gefahren, er?
Wie sonderbar es sich doch mit diesem Italien verhielt! Das Wetter war tatsächlich vorteilhaft; heiß beinahe – doch alles in allem, wenn man sich das Städtchen besah, Oldenburg sehr, sehr ähnlich. Beinahe identisch! Das Schloss, die Kirchen, Kapellen und Türme … Italien, so kam die Reisegruppe schnell überein, habe sich in der Vergangenheit hauptsächlich an Oldenburg orientiert. An Eigenständigem gäbe es wenig bis gar nichts.