Und das war alles, was die Bewohner von Huaquepata jemals über Oldenburg erfahren sollten. Kaum war der Südwinter überstanden, kaum, dass es taute und tropfte, das Altiplano langsam wieder zu bereisen war, packte Enno Gödecke seine Sachen. Im Morgengrauen des 22. September 1870 verließ er das Andendorf, das ihn so viele Monate lang beherbergt hatte. Als die Bewohner von Huaquepata des morgens nach ihrem Gast sehen wollten, fanden sie statt seiner nur einen Zettel auf dem Alpakafell, das Gödecke als Bett gedient hatte. Auf dem Zettel stand: „Liebe Freunde. Keiner kennt sich in dem Oldenburg, das ich beschrieb, besser aus als Ihr. In all den Monaten seid Ihr gereist durch Jahreszeiten, Sitten, Bräuche, Heimsuchungen, Segnungen, Zufälle und Abenteuer. Eines aber habe ich noch nicht erzählt: Wenn ein Oldenburger einen Ort verlässt, bringt das meist abscheuliches Unglück über seine Bewohner. Es gibt nur einen Weg, die Geister des Abschieds zu besänftigen (die, man weiß es ja, sehr neidisch und missgünstig sind): nämlich den, den Bewohnern oberflächlich betrachtet Schaden zuzufügen, auf dass die Geister nicht schlimmeres Unglück heraufbeschwören. Deshalb nehmt es mir nicht übel, wenn Ihr, nachdem Ihr diesen Brief gelesen habt, das Fehlen von zehn Eseln, fünf Lamas, zehn Kilo getrocknete Kartoffeln und etwa fünf Kilo Quinoasaat bemerken werdet. Es ist zu Eurem eigenen Besten. Ich für meinen Teil gehe zurück nach Lima, wo der Textilhandel ruft. Ein besseres Oldenburg als das, was ich beschrieb, kann es kaum geben. Falls ihr es jemals nach Norddeutschland schafft, grüßt mir das liebe Städtchen. Ihm gehört mein Herz. Treu ergeben, Euer E. G.“