Matjes und Tradition

geschrieben am 25.04.2012

Ich halte mich eigentlich nicht für besonders konservativ. Ich mag es wenn Dinge sich weiterentwickeln und man nicht darauf beharrt, dass etwas bleibt wie es ist, nur weil es immer schon so war. Aber ich mache dabei Ausnahmen.

Die regionale Küche ist so ein Fall. Eines meiner ersten Stipendien als Schriftsteller war im Stuttgarter Schoss Solitude. Dort war ich fast ein Jahr und lernte die schwäbische Küche kennen. Es gibt vielleicht zehn klassische Gerichte, aber die gibt es überall. Maultaschen, Kässpätzle, Zwiebelrostbraten oder Gaisburger Marsch.

Die klassische norddeutsche Küche verschwindet hingegen mehr und mehr, so wie eben auch das Plattdeutsche kaum noch gesprochen wird (im Gegensatz zum Schwäbisch oder Bayrisch). Wenn man bedenkt, dass es früher in jeder Region ein anderes Labskausrezept gab und es heute gar nicht so leicht ist, überhaupt einen Labskaus zu bestellen. Nun habe ich mir aus Oldenburg ein Kochbuch schicken lassen. „Eine kulinarische Entdeckungsreise von den ostfriesischen Inseln nach Bremen.“ Meine konservative Kochseele ist tief erschüttert. Aus Emden kommt das Rezept für eine Matjesterrine und von Spiekerogg die Variante „Neuer Matjes mit Apfel-Couscous und Curryschaum“!

COUSCOUS und CURRY am Matjes!!!! Ich dreh durch. Aber ich verspreche hier hoch und heilig mich auf eine paar dieser Gerichte einzulassen. Und nicht so ein oller Sturkopp zu sein. Sie werden an dieser Stelle dann davon (wenn schon nicht probieren) immerhin lesen können.