geschrieben am 24.12.2011
Der Lambertimarkt ist abgebaut, die letzten Geschenke sind besorgt, ganz Oldenburg leuchtet festlich. Fast vollkommen still ist es auf einmal. Man hört nur das Schlagen von Kinderherzen, das leise Klirren der Christbaumkugeln, das Seufzen, wenn die Besinnlichkeit einsetzt.
Und dann, tatsächlich, fängt es an zu schneien. In Oldenburg selbst merkt man davon vielleicht nichts, aber von hier, in der Distanz, kann ich es gut erkennen. Dicke, flauschige Flocken bedecken die Dächer, die Straßen, die zugefrorene Hunte, hüllen alles ein. Und als erstes sind es natürlich die Kinder, die hinauseilen, um die Pracht zu bewundern, aber nach und nach folgen ihnen alle, restlos alle, bis ganz Oldenburg auf der Straße steht und schaut und staunt und lächelt.
Ich weiß nicht, wer mit dem Singen beginnt, das ist auch ganz gleichgültig, ein klares Stimmchen ist es, das da „Stille Nacht“ erklingen lässt. Es bleibt nicht lang allein, schon bald stimmen alle mit ein, fassen sich an den Händen und singen Strophe für Strophe. Denkmalgegner Hand in Hand mit Denkmalbefürwortern, Autofreier-Sonntag-Zweifler mit Autofreier-Sonntag-Fordernden, Übermorgige mit Vorgestrigen. Alle stehen sie da, im Singen vereint, ein berührender Anblick ist das, wirklich, das kann ich von hier aus gut sehen. Ich sehe den Glanz in den Augen, ich sehe das Leuchten der Herzen, ich sehe das leichte Zittern, wenn sich das Lied langsam dem Ende zuneigt, weil niemand will, dass es aufhört, und doch alle wissen, dass es das bald tut. Aber noch nicht, ein paar Sekunden lang noch nicht.