geschrieben am 06.12.2011
Zum ersten Mal in diesem Blog schreibe ich ihn wirklich in Oldenburg. Ganz ehrlich. Ich schwöre.
Ich sitze in einem Café in der Fußgängerzone, in dem ich 2003 schon einmal saß und 2008 noch einmal, und im Juli diesen Jahres saß ich wieder hier. Es ist ein okayes Café. Ich besuche es hauptsächlich, um mich an meine früheren Besuche zu erinnern. Ich kann mich da hinten an einem Tisch sitzen sehen, acht Jahre jünger, und dort, drei Jahre jünger, an dem anderen Tisch, und da vorn sitze ich auch, und sehe noch fast genau so aus. Und nun sitze ich halt an diesem Tisch, im aktuellen Alter, und ich spüre schon meine Blicke auf mir in zwei oder fünf oder dreizehn Jahren. Ich bin schon Erinnerung. Ich bin längst jüngere Variante eines älteren Ich. „Bin ich Kino?“, raunze ich mich an, und was es da zu glotzen gebe, und ich strecke mir heimlich die Zunge raus.
Irgendwann wird auch das ältere Ich von einem noch älteren angeschaut werden. Irgendwann werden alle Tische mit mir besetzt sein, auch die Hocker an der Theke, das ganze Café wird voll von mir sein, ich trete mir auf die Füße, ich entschuldige mich bei mir, ich frage mich gegenseitig, ob ich wüsste wie viel Uhr es sei, oder welches Jahr. Und irgendwann werde ich gar nicht mehr ins Café hineinpassen. Ich lasse mir einfach keinen Platz mehr. Ich stehe draußen vor der Scheibe. Der Nieselregen hat aufgehört, um mich herum laufen lauter Oldenburger mit Einkaufstaschen und Plänen, ich winke kurz ins Café, keiner von mir bemerkt mich, und ich drehe mich um, um woanders hin zu gehen, irgendwohin, wo ich mich nicht kenne.