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geschrieben am 16.09.2011

„A little less conversation, a little more action please.“ (Elvis Presley)

Dieses Mal ist es gelungen. Ich war in Oldenburg, ohne in Oldenburg gewesen zu sein. Ich habe mich selbst virtualisiert. Das ging ganz leicht. Ich brauchte nur eine ausreichende Anzahl Mikrofone, in die ich sprechen konnte, und eine ausreichende Anzahl Kameras, in die ich schauen konnte, und eine ausreichende Anzahl Wiederholungen der gleichen Frage, die ich an den Kameras vorbei schauend beantworten konnte. Ich musste nur ausreichend gefilmt werden und beim Gefilmtwerden gefilmt werden, und wenn ich mir etwas angeschaut habe, dann habe ich nur so getan, als ob ich mir etwas anschauen würde, weil das von mir erwartet wurde, weil das ein Bild ergab, für die Kameras, für die Vorstellungen, die schon vorher da waren, die man nur noch nachspielen musste, und noch nicht einmal besonders glaubhaft.

Wichtig fürs Selbstvirtualisieren war es, das Medium zur Botschaft zu machen, zur einzigen Botschaft, wichtig war es, in die Mikrofone bloß nichts über Oldenburg zu sagen, bloß nichts über das „Oldenburg“ dieses Blogs zu sagen, sondern immer nur über das virtuelle Stadtschreiben an sich, immer und immer nur über das Wie und das Warum und das Warum nicht anders und das Für wen und das Für wen nicht, und immer wieder und wieder und immer wieder, bis es aus meinen Ohren, aus allen Ohren wieder herauskam, und wenn die Kameras dann aus waren, blieb die Kulisse übrig, diese Stadt, die angeblich Oldenburg war, das wäre leicht zu überprüfen gewesen, aber ich konnte das nicht überprüfen, weil ich selbst gar nicht da war, weil ich nur meine Rolle war, so sehr Rolle, dass ich sie nicht einmal spielen konnte.

Und wie seltsam handfest fühlt es sich nun an, zurück im Internet zu sein, zurück im virtuellen Oldenburg zu sein. Ich öffne Google Maps, gebe „Oldenburg“ in die Suchmaske ein, zoome mich zur Verkehrsinsel am Schloss, und ich fühle mich ein wenig zu Hause.