Vorübergehend geschlossen [ 26 ]

Zerschneide einen Pappkarton. Schwarzer Edding. “Vorübergehend geschlossen”.
Im Eisschrank sechzehn Tiere, kleine Arbeiten, die ich nach Feierabend bearbeiten kann. Drei fällige, der Rest zur Not auch erst im Spätsommer zu erledigen. Minimale Aufträge. Erstaunlich wenig, was mich hält. Klebe das Schild von Innen an die Fensterscheibe. Räume die Tische auf, sortiere die Werkzeuge, Wische und kippe die Schalter an den Steckdosen. Es ist wie Kofferpacken. Der Beginn einer Reise. Wohin auch immer. Also los. Frauchens Träume malen.
An der Tankstelle kaufe ich Blumen. Was albern ist, fast schäme ich mich, als ich im Wagen sitze. Wollte ich Aufsichtsrats Frauchen tatsächlich Blumen von der Tanke mitbringen? Werfe sie an der Ampel aus dem Fenster auf die Verkehrsinsel. Ich bin nicht verliebt, nur unausgeschlafen und hungrig.
Ich halte und drücke die Klingel. Ihre Stimme, knisternd und verhallt: “Da sind Sie ja.” Das Summen, die Schritte auf dem Kies. Ein Büschel Locken im Türrahmen, ein nacktes Bein, ein kleiner Fuß spielt in der Luft, rot lackierte Nägel. Verschwindet dann, ich trete durch die angelehnte Tür. Höre: “Kommen Sie”, und mache Schritte Richtung Küche.
Ich muss lachen. Diese Spiele. Ich pirsche, lauernd, freudig. Spüre mein Blut. Hätte Lust, meinen Schwanz zu halten, locker zu kneifen, ihn ihr hinzuhalten. Einfach so. Nicht, weil ich sie geil finde oder glaube, dass sie mich geil findet. Einfach so, als Spiel. Als Witz. Als Überraschung. Sie lässt sich etwas einfallen, ich lasse mir etwas einfallen. Und tue es nicht. Tue es nicht. Mache meine Schritte, das ist alles. Biege um die Ecke mit der sieben Schritt langen Garderobe und weiß: dahinter liegt das Esszimmer mit der offenen Küche. Ein Haus aus Weite und Großzügigkeit. Da sitzt an der langen Tafel: Rieke.
Und von links piepst Frauchen: “Überraschung!”
WAS, denke ich. WOHER. Und WARUM.