Rutt

geschrieben am 27.09.2012

Bisher habe ich ja immer die plattdeutschen Wörter gesucht. Im Plattdeutschen Wörterbuch für das Oldenburger Land. Aber auf der Seite des Oldenburger Lokalteils fiel mir nun das Wort – rutt – auf.
Der Oldenburger Lokalteil erzählt eine Liebesgeschichte oder, um einen Romantitel von Reymond Federmann zu zitieren: Eine Liebesgeschichte oder so was. Gisela W. ist heute 65 und sie lebt in Freiburg. In Emden lernte sie als junges Mädchen einen Oldenburger Bundeswehrsoldaten kennen, der sich Charly nannte. Gisela nannte sich Struppi. Die Kaserene in Emden war so etwas wie ein Treffpunkt. „Oh ja, sagt Gisela W., damals 14 oder 15, “alle Frauen standen da”. Auch sie, immer wieder, noch jung, “aber schon auf rutt”, wie sie sagt, auf Hochdeutsch: unterwegs.“ Im Wörterbuch habe ich diesen Ausdruck nicht gefunden. Aber auch die Sprache geht ja manchmal so ihre eigenen Wege. Heute sucht Struppi nun ihren Charly. Auch wenn sie betont, ihn nicht wirklich geliebt zu haben. Aber was wurde denn da so gemacht, Anfang der sechziger Jahre in Emden? Das beschreibt Felix Zimmermann im Oldenburger Lokalteil so: Wenn der Dienst endete, trafen sie sich: Struppi und ihre Freundinnen mit Charly und seinen Kameraden. Sie gingen in die Hohenzollern-Kneipe und tranken Persico, einen Likör, der ursprünglich aus Pfirsichsteinen gewonnen wurde. Tranken? So, wie es Gisela W. sagt, gossen sie ihn in sich rein: “In der Kneipe ‘ne Flasche, und draußen sind wir umgefallen.” Eine schöne Zeit war das, sagt sie, man traf sich, hatte Spaß, “ich möcht’s nicht missen”.
Vielleicht, denke ich mir an dieser Stelle, war früher ja doch nicht alles besser?