geschrieben am 19.04.2012
Mein Text von gestern war natürlich für heute gedacht! Heute (Donnerstag, 19.04.2012) ist der große Tag für mich und die Preisverleihung! So kann es also gehen, wenn man aufgeregt ist und sich sehr freut.
geschrieben am 19.04.2012
Mein Text von gestern war natürlich für heute gedacht! Heute (Donnerstag, 19.04.2012) ist der große Tag für mich und die Preisverleihung! So kann es also gehen, wenn man aufgeregt ist und sich sehr freut.
geschrieben am 25.04.2012
Ich halte mich eigentlich nicht für besonders konservativ. Ich mag es wenn Dinge sich weiterentwickeln und man nicht darauf beharrt, dass etwas bleibt wie es ist, nur weil es immer schon so war. Aber ich mache dabei Ausnahmen.
Die regionale Küche ist so ein Fall. Eines meiner ersten Stipendien als Schriftsteller war im Stuttgarter Schoss Solitude. Dort war ich fast ein Jahr und lernte die schwäbische Küche kennen. Es gibt vielleicht zehn klassische Gerichte, aber die gibt es überall. Maultaschen, Kässpätzle, Zwiebelrostbraten oder Gaisburger Marsch.
Die klassische norddeutsche Küche verschwindet hingegen mehr und mehr, so wie eben auch das Plattdeutsche kaum noch gesprochen wird (im Gegensatz zum Schwäbisch oder Bayrisch). Wenn man bedenkt, dass es früher in jeder Region ein anderes Labskausrezept gab und es heute gar nicht so leicht ist, überhaupt einen Labskaus zu bestellen. Nun habe ich mir aus Oldenburg ein Kochbuch schicken lassen. „Eine kulinarische Entdeckungsreise von den ostfriesischen Inseln nach Bremen.“ Meine konservative Kochseele ist tief erschüttert. Aus Emden kommt das Rezept für eine Matjesterrine und von Spiekerogg die Variante „Neuer Matjes mit Apfel-Couscous und Curryschaum“!
COUSCOUS und CURRY am Matjes!!!! Ich dreh durch. Aber ich verspreche hier hoch und heilig mich auf eine paar dieser Gerichte einzulassen. Und nicht so ein oller Sturkopp zu sein. Sie werden an dieser Stelle dann davon (wenn schon nicht probieren) immerhin lesen können.
geschrieben am 02.05.2012
Das war also sein letztes Spiel. Vermutlich. Ein 2:0 der Bayern am vergangenen Sonnabend gegen den VfB Stuttgart. Es ging um nichts in diesem Spiel für seine Mannschaft. Für den Oldenburger Jörg Butt ging es um das letzte Spiel seiner langen Karriere. Die begann 1991 beim VfB Oldenburg, führten über den HSV, Bayer Leverkusen, Benfica Lissabon zum FC Bayern.
Zweimal stand Butt in einem Champions League Finale. Zweimal verlor er. Und wenn der FC Bayern in ein paar Wochen in München das Finale spielt, wird Jörg Butt auf der Bank sitzen und Manuel Neuer bei der Arbeit zu sehen. Er wird nicht murren. Das hat er nie getan, auch nicht als er bei Benfica Lissabon überhaupt nicht spielte. In Erinnerung wird der vierfache Nationalspieler bleiben, weil er ein besonderes Talent hatte Elfmeter zu halten. 14 abgewehrte Strafstöße bedeuten Platz 5 aller Bundesliga-Torwarte.
Aber noch viel eindrücklicher waren seine geschossenen Elfmeter. Jörg Butt verlässt die erste Liga mit 26 geschossenen Toren. Allesamt Elfmeter. Auf dem Weg von seinem zum gegnerischen Tor wurde er von den Zuschauern mit einem lauten „Butt, Butt, Butt“ begleitet. Das passt zu einem Oldenburger.
geschrieben am 03.05.2012
Es spricht doch für einigen Humor sein Heim „Hundehütte“ zu nennen. Einige Oldenburger machen das schon seit dem 19. Jahrhundert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Oldenburger_Hundeh%C3%BCtte
Vier verschiede Typen dieser schönen Einfamilienhäuser gibt es, wobei es mir noch lustiger vorkäme, das Dobbenviertel, in dem die Oldenburger Hundehütte Typ D zu finden ist, in Doggenviertel umzubenennen.
Ich möchte überhaupt ganz viel umbenennen, weil die Namensgebung bei Einfamilienhäusern viel zu langweilig ist, und die Oldenburger da schon vor 200 Jahren Übermorgenstadt waren. In Berlin beispielsweise heißen plötzlich alle kleinen Häuser Townhouses? Warum? Die Oldenburger Hundehütte steht ja schließlich auch in der Stadt. Das so genannte „Bremer Haus“ erscheint mir auch nicht besonders kreativ. Wie wäre es also mit dem „Bremer Schafstall“. Den könnte man natürlich auch mit Doppel-A, also „Schaafstall“ nennen. Dann das „Kölner Rheinhaus“, den „Hamburger Pfeffersack“, das „Regensburger Innhouse“, die „Rostocker Aalbude“ oder den „Münchner Alptraum“.
geschrieben am 08.05.2012
Berlin. Eine Familie beim Abendessen. Mann, Frau, Kind. Es dämmert. Durch das Küchenfenster ist im Hintergrund der Fernsehturm zu sehen, den hier niemand Telespargel nennt, der aber ein wenig an eine aufgespießte Olive erinnert.
Mann: Will nicht mal jemand mit mir Matjes essen?
Kind: Katjes?
Mann: Nein, Matjes! Heringe. Rohe Heringe.
Kind: Roh? So wie Sushi?
Mann: Ja genau, wie Sushi. Nur ohne Reis eben.
Frau: Ich weiß nicht. Ich mag kein kaltes Essen. Ob nun Sushi oder Matjes.
Mann: Mensch, ich rede nicht von Sushi, sondern von Matjes. Einem Teil meiner norddeutschen Identität. Warum mag das hier eigentlich keiner? Auch keiner meiner Freunde. Die kommen alle gelaufen, wenn es Osso bucco gibt oder Schweinebraten, aber keiner, nicht mal mein bester Freund, will mit mir Matjes essen. Und mein eigenes Kind isst lieber rohe japanische Reisalgenrolle.
Kind: Heringe sind so salzig.
Mann: Sojasauce kann dir gar nicht salzig genug sein!
Kind: Und sie schmecken so nach Fisch.
Mann: In Oldenburg, also eigentlich auf Spiekeroog, essen die Matjes mit Apfel-Couscous und Curryschaum.
Frau: Wahnsinn. Und vermutlich kalt.
Mann: Ach, Mensch.
Kind: Was heißt Spiekeroog? Irgendwas mit Auge? Aufgespießtes Auge?
Der Mann winkt ab und blickt aus dem Fenster. Plötzlich sieht der Fernsehturm aus wie ein aufgespießtes Auge.
Vorhang.