Fünf Jahreszeiten?

geschrieben am 04.10.2012

In Oldenburg ist Kramermarkt. Der findet bereits zum 405. Mal statt. Ich bin ja ein großer Freund der Tradition. Aber ich gestehe hier öffentlich, auch wenn ich mich da in Oldenburg und Umgebung vermutlich unbeliebt mache, ich bin kein großer Freund von Volksfesten. Der NDR zeigt auf seiner Website den Festumzug in voller Länge. Große Wagen, die an etwas verfrorenen Menschen vorbei ziehen. Aber die sehen wirklich fröhlich und glücklich aus und versuchen Bonbons zu fangen, wie im Karneval. Und es dauert nicht lange, da fällt das Wort von der 5. Jahreszeit. Ich bin ganz zufrieden mit vier Jahreszeiten. Vor ein paar Jahren wollte mir eine Freundin den Kölner Karneval ans Herz legen oder eher an die Leber. Wir standen in einer Kneipe in der Südstadt dicht gedrängt, tranken Unmengen Kölsch und unterhielten uns mit wildfremden Leuten. Wobei Unterhaltung glaube ich ein zu großes Wort ist. Um 2 Uhr morgens wurde das Licht angeschaltet, der Wirt sagte jetzt sei Schluss und das Karnevalsvolk zog irgendwohin weiter. Ohne mich. Zwei Jahre später sollte ich mir die alemannische Fastnacht ansehen, weil die viel traditioneller sei. Für die Kostüme und Masken stimmte diese Aussage. Für das Feiern allerdings nicht. Als etwa zum 250. Mal das „Knallrote Gummiboot“ aus den Boxen klang, habe ich beschlossen, dass für mich vier Jahreszeiten reichen. Noch ein Vorteil virtueller Stadtschreiber zu sein. Aber ich wünsche natürlich viel Spaß. Ganz real!

SMS

geschrieben am 09.10.2012

Oldenburger!
Logbuch
Des
Erwählten
Niederschreibers.
Bin
Urlaubshalber
Richtung
Gomera!

Horumersieler Literaturtage

geschrieben am 16.10.2012

Die Lesungen mit meinem Buch „Winterfisch“ sind fast beendet. Im Oktober lese ich noch einmal auf den Uwe-Johnson-Literaturtagen, was mich als großen Johnsonverehrer sehr freut. Dann lese ich noch in meiner Heimatstadt Schwerin, und so könnte es ein Ende haben mit dem „Winterfisch“. Denn längst sitze ich ja an einem neuen Buch. Aber als ich vor ein paar Wochen in Oldenburg war, um aus dem Blogbuch zu lesen, bin ich auf ein besonderes Literaturfestival eingeladen worden. Die Horumersieler Literaturtage im Mai 2013 (2. Mai – 4. Mai 2013) Ein paar Einwohner des Nordseeortes haben 2011 dieses Literaturfestival aus der Taufe gehoben. Judith Hermann, mit der ich seit vielen Jahren befreundet bin, hat mir davon in Berlin erzählt. Ihre Großmutter stammt aus Horumersiel, und so war sie Gründungsmitglied der Literaturtage. Gelesen wurde im vergangenen Jahr im Schöpfwerk Wangerland, aber auch im Wohnzimmer der Familie Redell, und es gab eine Schreibwerkstatt für Schulkinder (u.a. Waldorfschule Oldenburg!). Im aufwändig gestalteten Dokumentationsheft schreibt Judith Hermann: „Der schönste Weg, soviel ist sicher, war der Weg zu den Lesungen im Schöpfwerk, im Abendlicht über die Landstraße, und zu Fuß, wir hatten Proviant dabei, Matjesbrötchen und Schokolade mit Orangensplittern, überm Tief ging die Sonne unter und das Schöpfwerk, sagte Renate (Lucic), sähe aus wie ein Haus in Japan, wie ein Haus sehr weit weg und ganz woanders. Verwandlungen. Horumersiel in den Augen der anderen und der Gedanke, das sei ein Geschenk.“

Da freue ich mich also auf das nächste Frühjahr. Auf Horumersiel im Mai. Und vielleicht machen sich auch ein paar Oldenburger auf den Weg und besuchen die Veranstaltungen der 2. Horumersieler Literaturtage?! Nebenbei wird die letzte Lesung aus meinem Buch mit Geschichten von der Ostsee dann also an der Nordsee stattfinden.

Lorbeerbäume und Plaggen

geschrieben am 18.10.2012

Nach dem schönen September sind wir genau zu der Zeit auf Gomera gewesen, in der hier in Deutschland das Grau die bestimmende Farbe wurde. Aber Nieselregen und Morgennebel verdarben mir die Laune nur kurz. Weil wir dann ja Richtung Süden flogen. Jetzt bei unserer Rückkehr ist der Himmel in Berlin blau, und auch für Oldenburg sagen die Onlinewetterdienste unglaublich 22 Grad für den Sonnabend voraus. Überhaupt, so lerne ich im Internet, hätte ich gar nicht auf die Kanaren fliegen müssen, sondern gleich in den Nordwesten fahren können. Die Website des Botanischen Gartens verrät: „Die Pflanzenwelt der Gebirgsformationen der Kanaren präsentiert man in Oldenburg ebenso wie die Flora Südafrikas, zu der auch Aloearten wie Aloe marlothii zählen. Zur Flora der Kanaren gehört beispielsweise Kanarischer Beifuß, die Kanaren-Kiefer und orangefarben blühender Kanarischer Fingerhut. Auch die Pflanzen der Lorbeerwälder kann man in Oldenburg bestaunen und muss nicht extra nach La Gomera fliegen.“ Hmm. Muss man natürlich nicht. Aber auch wenn die Lorbeerwälder auf Gomera durch die schlimmen Brände im Sommer sehr gelitten haben, war das Staunen auf Gomera doch sehr schön. Auf der Seite des Botanischen Garten ist mir dann noch ein Wort aufgefallen, das dort mit großer Selbstverständlichkeit benutzt wird: Plaggen. „Der Botanische Garten liegt auf einer alten Ackerfläche, die durch jahrhundertelange Plaggendüngung geschaffen wurde. Plaggen wurden in der Heide geschlagen und als Einstreu in den Stallungen benutzt. Angereichert mit dem Kot der Tiere wurde es dann als Dünger auf die Felder verstreut. Heute noch ist diese Art der Düngung in den oberen dunklen Bodenschichten zu sehen.“ Aber was sind das für Plaggen, die da „geschlagen“ wurden? Ein Oldenburger Lorbeerbaum? Die Stiftung Naturschutzpark klärt auf: „Zur Zeit der Heidebauernwirtschaft wurden Heidepflanzen mit der Rohhumusauflage und einem durchwurzelten Mineralbodenanteil mit Hilfe der Plaggenhacke per Hand entnommen. Die dabei gewonnenen Heideplaggen wurden in die Schafställe ausgelegt, um später als Dünger auf die Ackerflächen verbracht zu werden. Als Plaggheide wurden die nahe am Hof gelegenen Flächen genutzt, da die Plaggen sehr schwer zu gewinnen und zu transportieren waren.“ http://www.stiftung-naturschutzpark.de/index.htm?http://www.stiftung-naturschutzpark.de/offenlandpflege.htm