geschrieben am 04.12.2011
Heute spazierte ich auf Google Earth am Osthafen entlang, betrachtete Trockendocks und Kanäle im Winter, überquerte ein großes Feld und bemerkte erst hinterher, dass ich anscheinend mitten über die Oldenburger Ikea-Fililale gelaufen war. Von oben ist sie nämlich ganz und gar nicht zu erkennen. Ich entschuldigte mich, prüfte kurz, ob ich irgendwelche Dellen im Dach hinterlassen hatte und suchte dann, mich wundernd, das Weite.
Schlaumeier werden jetzt behaupten, die Satellitenbilder von Google Earth seien einfach vor 2007 aufgenommen worden, aber vielleicht gibt es auch viel einleuchtender Gründe. Vielleicht denkt Google in größeren Zusammenhängen und ahnt schon, dass schon in wenigen Jahren sich überall dort Brachland breit machen wird, wo jetzt noch blaue Containerriesen stehen. Vielleicht plant das missgünstige Google auch längst eine eigene Möbelabteilung (siehe Abbildung 2), genug über unsere Vorlieben wissen sie schließlich. Vielleicht, und das erscheint mir am wahrscheinlichsten, kann die Filiale aber auch gar nicht abgebildet werden, weil es sie in Wirklichkeit gar nicht gibt, weil es nirgendwo eine Ikea-Filiale gibt, weil es Ikea gar nicht gibt, weil wir uns das alles seit Jahren nur einbilden, um uns etwas heimeliger zu fühlen, etwas aufgehobener in den eigenen vier Wänden und in der Welt. Und nie dürfen wir daran zweifeln, nie. Sonst fallen die Bücher auf einmal von der Wand, an der sie nichts hält. Sonst wohnen wir nur noch, was auch immer Furchtbares das sein mag.


