Salzfeuer [ 14 ]

Geld ist so eine Sache. Für gewöhnlich fehlt es nicht in Oldenburg; wann immer aber die Stadtväter doch eine gewisse Spärlichkeit in der Stadtkasse feststellen, wird den Bürgern über Ausrufer mitgeteilt, dass es wieder Zeit für ein Salzfeuer sei.

Zu diesem Zweck trifft man sich am frühen Morgen vor den Toren der Stadt. Besonders geeignet sind dafür die Wiesen und Brachflächen, die langsam gen Wald führen. Die geübtesten Frauen und Männer entfachen Feuer, die sich über die Ebene ausbreiten und nur äußerst schwer im Zaum zu halten sind.

Ein Phänomen tritt auf, dass den Oldenburgern an sich wie auch der Erde, auf der sie leben, unvertraut und eklig ist: Hitze. Während die Bürger damit beschäftigt sind, dem Feuer seine Form zu geben, gibt es für die Erde nur eines zu tun – zu schwitzen. Stundenlang wird ihr eingeheizt, und wenn die Feuer schließlich erloschen sind und die Erde sich abgekühlt hat, liegt sie dar unter einer weißen Kruste, die fast wie winterlicher Raureif aussieht.

Tatsächlich handelt es sich um das Oldenburger Schweißsalz. Mit Spitzhacken und Schaufeln wird es von der Erde endlich abgeschabt und zur Aufbereitung in die Stadt getragen. Der Verkauf ist so lukrativ, dass sich die Stadtväter hinterher sogar leisten können, die Brandflächen mit kaltem Wasser zu besprenkeln. Als Linderung, gleichsam.