Unsere wahren Helden? Nicht Politiker, nicht Krieger, nicht Gelehrte, sondern – Schauspieler. Schon seit langem wurden in Oldenburg die Schauspieler am Theater auf Lebenszeit eingestellt. Sogar das Bürgerrecht wurde zusammen mit der Einstellung verliehen.
Es war ganz so, als hätte der Herzog jenen eigentümlichen Tag vorausgesehen, an dem der Krieg zwischen Frankreich und Preussen ausbrach. König Louis von Holland, der Bruder des großen Häuptlings Bonaparte, wollte sich ebenfalls einmal im Einmarschieren ausprobieren und versuchte es in Oldenburg.
Kaum aber betraten seine Soldaten die Stadt und wollten sich gerade ans Besetzen machen, da staunten sie nicht schlecht: Vor dem Schloss baute sich niemand geringerer als Napoleon Bonaparte auf, umgeben von einer bunten Entourage aus Dienern, Beratern und Vertrauten.
„Mais qu’est-ce que vous faites là! Dis-donc!!“, brüllte der Herr über Europa, eigenartigerweise mit deutlich norddeutschem Akzent. Die Offiziere König Louis’ duckten sich unter den Schimpftiraden des Kaisers. Erstaunt ließen sie sich darüber belehren, dass sie in jenen deutschen Ländern alles einnehmen durften, außer Oldenburg, und dass das ja wohl klar sei, was sie sich überhaupt denken würden, etc, etc.
Später dann, nach ihrer Rückkehr nach Holland, grämten sich die Offiziere sehr. Natürlich habe ihnen auffallen müssen, dass jener Oldenburgische Bonaparte viel größer gewesen war als das Original, auch die Kleidung habe irgendwie übertrieben, theaterhaft gewirkt – aber der Zornesausbruch, der sei wirklich täuschend echt gewesen. Aber es half alles nichts. Oldenburg wurde in einem zweiten Anlauf eingenommen und wurde vorerst Französisch. Dis donc!