Eines Tages kam eine sonderbare Gestalt in die Stadt: Einen Umhang aus Fell trug sie über den Schultern, eine lederne Kappe auf dem Kopf, und als Stütze einen knotigen Wanderstock. Es war ein altes Männchen, das niemand zuvor je gesehen hatte – weder in der Stadt selber noch im Umland.
In der einen Hand den Wanderstock, in der anderen ein Stück Kreide, wanderte es so durch die Gassen der Stadt und blieb von Zeit zu Zeit vor bestimmten Häusern stehen. Dort hielt es sein Stück Kreide etwas fester, murmelte etwas in seinen Bart hinein und malte schließlich ein Kreuz auf die Fassade des Hauses. Dann ging es schleppend weiter, bis es vor dem nächsten Haus stehen blieb.
Gerade hatte man die Polizei alarmiert, als das Männchen auf dem Schlossplatz stehen blieb und zu sprechen anhob. Eine solch durchdringende Stimme hätte ihm wohl keiner der Umstehenden zugetraut.
„Am morgigen Tage“, sagte er, „werden die Toten aus dem Moor auferstehen und dutzendweise durch eure Straßen wandeln. Sehet euch vor!“ Man gab sich allergrößte Mühe, das Männchen zu verlachen. Auch wurde es verhaftet und wegen Ruhestörung eingesperrt. Dennoch schliefen vor allem die Bürger, deren Haus mit einem Kreuz versehen war, in der folgenden Nacht schlechter als sonst.