Der nächste Tag kam zögerlich. Der Morgen zog diesig herauf; Nebelschwaden waberten durch die Stadt und überzogen alles mit einem silbrigen Film. Diejenigen, deren Häuser am Vortag mit einem Kreuz markiert worden waren, saßen am Fenster und harrten der Dinge, die durch den Nebel kommen würden.
Selbstverständlich hatte man Witze über den wirren Alten mit seinem Fellumhang gemacht; aber merkwürdig war es doch gewesen, dass sich seine Kreuze – obwohl doch aus Kreide! – nicht hatten wegwischen lassen. Egal mit welchem Mittel man sie beschmierte und versuchte, abzureiben – sie hafteten den Häusern an, ohne dass die Bewohner genau wussten, was es mit diesen Zeichen eigentlich auf sich hatte.
Als es zur achten Stunde schlug und sich in den Straßen der Stadt schon längst rege Geschäftigkeit hätte ausbreiten müssen, war es noch immer auffallend ruhig und leer. Der letzte Glockenschlag verklang – und durch die Nebelschwaden wankte ein Wesen, dünn, hager, über und über mit Morast bedeckt, das Haar verklebt, das Gesicht kaum erkennbar.
Hinter den Fenstern wurde zu Gewehren gegriffen, die Offiziere wurden verständigt. Kurz bevor ein beliebter Bäcker die Gestalt aus dem Moor beinahe erschossen hätte, schrie ein Kind: „Das ist ja gar keine Moorleiche, das ist doch der Schäfer Lampe!!“ Es war wirklich ein Sauwetter gewesen, draußen, vor den Toren der Stadt. Von Untoten wusste Schäfer Lampe nichts zu berichten.