Dann aber gibt es immer wieder Jahre, in denen sich die Kälte nur widerwillig zurück an ihren Ursprungsort bannen lässt und sich bei der erstbesten Gelegenheit wieder zurückschleicht und allem Lebendigem, gerade Aufblühendem, ins Mark fährt. Selbstverständlich hat Oldenburg unter diesem Phänomen am meisten zu leiden. Auf dem Weg vom Nordpol nach Zentraleuropa kann die Kälte gar nicht anders, als Oldenburg zu vereisen; selbst wenn schon längst Frühling ist, Frühsommer fast, kann es vorkommen, dass die Oldenburger aufwachen und sich mitten im Winter wähnen. Wer würde da nicht ein brütendes, melancholisches Temperament entwickeln?
Die älteren Oldenburger erinnern sich an ein sonderbares Phänomen, das alle paar Jahrzehnte auftritt: Eine plötzlich wiederkehrende Kälte, so eisig, dass der Himmel gefriert, herunterfällt und in abertausend Teile zersplittert. Bis sich ein neuer Äther bildet, werden die Teile des alten Himmels zum Isolieren der Häuser und Ställe verwendet; die Fasern, aus denen der Himmel bekannterweise besteht, eignen sich nämlich hervorragend zum Dämmen. Der nicht mehr benötigte Rest wird in die renommiertesten Oldenburger Konditoreien getragen, mit Zucker vermischt und zu Baisers verarbeitet.