Vignette aus besseren Zeiten [ 47 ]

Es ist unbestritten, dass das beste Fest aller Zeiten in Oldenburg stattgefunden hat. Die Oldenburger selber waren darüber am allermeisten überrascht. Aber es half ja nichts –  man befand sich bereits im Freudentaumel und konnte gar nicht anders als über Gebühr glücklich und ausgelassen sein.

Dabei waren die Tage vor dem Fest träge und zäh. Es war einer dieser heißen Sommer, in dem sich weder Tier noch Mensch aus dem Schatten wagten. Die Luft in den Gassen schien zu kochen. Am Abend vor dem Fest aber zogen sich Wolken turmhoch über Oldenburg zusammen. Vögel und Hunde waren verstummt; auch die Menschen reckten ihre Köpfe besorgt nach oben und erwarteten die Nacht.

In der Nacht entlud sich das Gewitter über der Stadt. Niemand fand in den Schlaf. Und gegen Mitternacht dann passierte etwas Eigenartiges: Mehrere Gewitterfronten schienen aufeinanderzuprallen und ihr Licht zu vereinen, denn mitten in der Nacht wurde es plötzlich taghell. Die Blitze vergingen nicht, sondern dauerten an als wundersame Himmelsbeleuchtung. Zudem war es frisch, und der Regen kühlte angenehm die Haut … Wer als erstes mit einer Flasche Weinbrand auf den Schlossplatz lief, ist nicht mehr überliefert. Aber nach kurzer Zeit war der Schlossplatz voller Menschen, die in der Helligkeit der Nacht ausgelassen tanzten und tranken.