18. Das schreiend Ding (5)

Gebannt warten der Student, der Bekannte und ich, während das Summen allmählich näher kommt. Irgendwo aus dem grünsten Grün bahnt sich da etwas seinen Weg auf uns zu, und mit einem Mal habe ich überhaupt kein Interesse mehr am schreiend Ding, mit einem Mal will ich nicht mehr wissen, was genau ich mir unter einem schreiend Ding so alles vorstellen kann. Mein Mund ist trocken, der unangenehme Geschmack von Rhabarber liegt mir auf der Zunge, und ich weiß, dass ich gleich mehrere Fehler auf einmal gemacht habe. Warum habe ich von dem Biozisch getrunken, warum mich auf meinen Bekannten verlassen, warum einem Studenten vertraut?
Und genau in dem Moment kommt es um die Ecke. Das schreiend Ding, das überhaupt kein schreiend Ding ist. Sondern bloß ein Mann auf einem motorisierten Gefährt. Er trägt einen grünen Arbeitsoverall und das Haar klebt ihm verschwitzt auf der Stirn, und als er uns sieht, da hält er an. Ruft uns etwas zu. Ich habe keine Ahnung, was. Für mich klingt es irgendwie Schwäbisch, aber mir ist klar, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass der Mann auf dem motorisierten Gefährt, der kein schreiend Ding ist, schwäbisch spricht.
„Moin!“, rufe ich zurück. Damit kann ich ja hier nicht falsch liegen.
Im gleichen Augenblick ruft der Student zurück.
Aber nun spricht auch der Student, den ich bisher immer ohne Probleme habe verstehen können, mit einem Mal sonderbar verschliffen, wie ein Betrunkener.
Ich trete dichter an den Studenten heran und flüstere ihm zu: „Frag ihn, ob er das schreiend Ding gesehen hat.“
Der Student übersetzt, und der Mann auf dem motorisierten Gefährt schüttelt den Kopf, was selbst ich verstehe.
„Frag ihn, ob er irgendwelche Auffälligkeiten im faunistischen Artenspektrum bemerkt hat“, flüstere ich dem Studenten zu.
Der Student wiederholt die Frage, und dieses Mal gerät der Mann auf dem motorisierten Gefährt ins Grübeln.
Schließlich nickt er zögernd.