geschrieben am 02.10.2011
Ich sitze in der Kutsche neben dem Kohlkönig. Hinter uns reitet Graf Anton Günther, dahinter die 140 Gruppen, darunter die Tischlerinnung, die Oldtimer Interessengemeinschaft, die Börtebootfreunde. Es regnet unaufhörlich Süßkram, allein mehr als sechs Tonnen Sahne-Bonbons, kaum jemand hebt sie noch auf.
Der Kohlkönig winkt. Er winkt schon seit ein halber Stunde. Sein Lächeln ist echt. Er hatte es nicht leicht gehabt in den letzten Wochen, den letzten Monaten. Von ihm aus könnte er noch Stunden weiter winken, noch tagelang. Nichts gelang ihm in letzter Zeit so gut wie das. Das Winken beruhigt ihn, hin und her, hin und her, hin und her, an hunderttausend Menschen vorbei, die freundlich schauen, die fotografieren, die sogar zurückwinken. Er denkt nicht viel beim Winken, endlich einmal hört das Denken auf, das Zweifeln, das Sorgen, nur die kurze Verlockung, seine Krone im nächsten Jahr einfach nicht wieder abzugeben, sich zum Kohlkönig auf Lebenszeit auszurufen. Er ist noch jung, es gäbe noch Dutzende von diesen Kutschfahrten, abertausende Hins und abertausende Hers. Er gäbe sein Leben lang einen Tag im Jahr, an dem er ganz sicher glücklich wäre. Manchmal ist das viel.