Welcome to Oldenburg, Texas

geschrieben am 09.08.2011

2011_08_09_Bild1_grossTexas war noch etwas mehr Texas im Jahr 1886, und entweder Gus Steenken oder Johann Schmitt war müde. Es war ein langer Ritt nach Westen. Er konnte nicht mehr. Es war heiß. In der Ferne schimmerte der Lake Fayette. Gus Steenken oder Johann Schmitt stieg von seinem Pferd, schaute sich kurz um und gründete Oldenburg, Texas.

Ein Jahr später öffnete ein Postamt, aus dem man Telegramme an die Freunde zu Hause aufgeben konnte, wenn man so etwas gehabt hätte: Freunde, zu Hause.

Man handelte mit Baumwolle. Viel mehr gab es in dieser Gegend auch nicht. Es lief nicht gut, aber auch nicht besonders schlecht: zwei Läden gab es Anfang des 20. Jahrhunderts in Oldenburg, Texas, es gab einen Saloon, eine Arztpraxis, einen Hufschmied, und sogar eine Tanzhalle, in der Gus Steenken oder Johann Schmitt in einer Nacht drei Ohrfeigen erhielt oder austeilte, da gehen die Meinungen auseinander. 1908 raffte ihn die Tuberkulose dahin. Er wurde unter einer jungen Weihrauch-Kiefer bestattet, weil irgendjemand gehört hatte, dass Gus Steenken oder Johann Schmitt Weihrauchkiefern mochte.

1950 lebten 150 Menschen in Oldenburg, Texas, und sie ahnten nicht, dass sie sich in der Blütezeit der Stadt befanden. Man dachte wenig an die Zukunft und wenn doch, dann blinzelte sie einem vielversprechend zu.

Vielleicht wusste sie es auch nicht besser, die Zukunft. Ein paar Jahre später schon begann die Baumwollproduktion zu lahmen, 1965 machte das Entkörnungsunternehmen bankrott, 1983 wurde die Hufschmiederei versteigert. Sie steht heute in einem Historischen Themenpark ein paar Meilen südlich im Fayette Country.

Zwei Jahre später schlossen die letzten Geschäfte in Oldenburg, Texas. Die Einwohnerzahl betrug 54. 1990 betrug sie das immer noch. Im Jahr 2000 waren es 30.

Die Weihrauchkiefer, unter der Gus Steenken oder Johann Schmitt begraben wurde, fiel im Jahr 2005 aus ungeklärten Gründen einfach um und erschlug dabei einen Hund. Menschen kamen nicht zu Schaden.