geschrieben am 14.07.2011
Alle Oldenburger, das liest man ständig, sind unglaublich zufrieden mit ihrer Stadt. Die Einwohner sind zufrieden, die Unternehmen sind zufrieden, die Vermieter sind genau so zufrieden wie die Mieter, die Ladenbesitzer genau so wie die Kunden, die Polizisten wie die Verbrecher, selbst die Enten auf der Hunte gehören zu den zufriedensten Enten der ganzen Republik.
Die einzige, die in Oldenburg nicht zufrieden ist, die überhaupt nicht zufrieden sein kann, ist die Werbebranche. Werbung hat es nicht leicht in einer zufriedenen Stadt, weil niemand mehr etwas möchte, weil es einfach keine Begehrlichkeiten gibt. Alles, was die Werbebranche anbietet, wird mit einem Achselzucken aufgenommen. „Vielen Dank“, sagen die Oldenburger zu jedem Plakat, zu jeder Anzeige. „Aber wir haben doch alles, was wir zu unserem Glück brauchen.“
Das macht die Werbebranche natürlich sehr traurig und auch sehr einsam als einzig Unzufriedene in einer zufriedenen Stadt. Aber die Werbebranche wäre nicht die Werbebranche, wenn ihr da nicht etwas eingefallen wäre. Und so wird in Oldenburg am meisten Werbung für Werbeflächen gemacht. Überall auf Plakatwänden, auf Litfasssäulen, auf Kneipenklos wird einem angeboten, an genau dieser Stelle zu werben. Und diese Werbefläche wird gemietet von anderen Werbeflächenanbietern, die dort dann für ihre Werbeflächen werben, auf denen schließlich wieder für dritte Werbeflächen geworben werden kann. Und so weiter und so weiter. Ein unendlicher Aufschub von Möglichkeiten.
Und was anderes als das ist schließlich Zufriedenheit?