Kindertag

geschrieben am 31.05.2012

Am 2. Juni ist Kindertag in Oldenburg. „Wie bereits in den Vorjahren haben sich das City-Management Oldenburg und die Haarenstraßengemeinschaft wieder zahlreiche tolle, spannende und lustige Aktionen einfallen lassen, um diesen Tag ganz besonders schön zu gestalten.“, ist auf www.oldenburg.de zu lesen. Am 2. Juni können die Zwerge in Oldenburg also Gartenzwerge bemalen, die dann prämiert werden. Aber wieso am 2. Juni? Vermutlich weil es ein Sonnabend ist. Also aus ganz praktischen Gründen. Denn so einfach ist das mit dem Kindertag nicht. Es gibt im Deutschland nämlich zwei. Den Internationalen Kindertag am 1. Juni. (Vermutlich schon in den 1920er Jahren ausgerufen) Und den Weltkindertag am 20. September. (1954 durch die UNO angeregt). Die Erklärung dafür liegt natürlich in der Nachkriegszeit. Während in der DDR, wie in allen anderen Ostblockländern, der Kindertag am 1. Juni gefeiert wurde, begingen die westdeutschen Kinder ihren Tag am 20. September. Seit der Wiedervereinigung wird offiziell der 20. September als Weltkindertag in Deutschland begangen. Aber im Osten des Landes wird aber natürlich auch noch der 1. Juni gefeiert. Und vielleicht begehen die richtig schlauen Kinder ja drei Kindertage. In Oldenburg: Am 1. Juni, 2. Juni und am 20. September.

Nordsee ist Mordsee

geschrieben am 05.06.2012

Wer Hark Bohms Film von 1975 gesehen hat, vergisst diesen Satz nicht mehr. Uwe sagt ihn da zu Dschingis, mit dem er abgehauen ist auf einem Floß. Und der eigentlich nur ein „Kanake“ für ihn ist, wegen seines asiatischen Aussehens. Weg wollen die Jungs mit ihrem selbstgebauten Floß, fliehen vor prügelnden Vätern und besorgten Müttern. Das Abenteuer lockt sie. Dann klauen sie ein Segelboot und fahren von Hamburg immer weiter die Elbe hinauf, die sie nicht erreichen, weil die Polizei ihnen auf den Fersen ist. Aber schon der Gedanke, den Dschingis äußert,  mit dem Boot auf die Nordsee zu fahren, lässt Uwe, der sonst kein Kind von Traurigkeit ist, erschaudern: „Mensch, Nordsee ist Mordsee.“ Jeder der den Film gesehen hat kann sich an diese Szene erinnern. Wie eine jahrhundertealte Ehrfurcht vor dem Meer in diesen Worten lag. Und ich saß da in Schwerin auf dem Sofa und habe mir den Film im Westfernsehen angesehen, irgendwann in den 80er Jahren. Er ist mir im Gedächtnis geblieben, dieser Satz und ich habe mich gefragt, wie sie wohl aussieht: Die Nordsee. Bei meiner kurzen Recherche im Internet bin ich noch auf ein schönes Friesenzitat in der Tageszeitung DIE WELT gestoßen: Der römische Geschichtsschreiber Plinius der Ältere empfand einst viel Mitleid für die Küstenbewohner der germanischen Nordsee. „Dort bewohnt ein beklagenswert armes Volk Erdhügel, die man so hoch aufgeworfen hat, wie erfahrungsgemäß die höchste Flut steigt“, heißt es in seinen Aufzeichnungen. Zum Trinken hätten sie nur Regenwasser – nicht einmal Wein. Und bei Flut ähnelten die Bewohner in ihren Hütten Seefahrern, bei Ebbe jedoch mehr den Schiffbrüchigen. Da hat sich doch zum Glück einiges geändert.

Herbstzeitlese

geschrieben am 07.06.2012

Die Oldenburger Senioren haben den Weg ins Internet gewagt. Mit ihrer zweimonatig erscheinenden Zeitung „Herbstzeitlese“. Im 17. Jahr ihres Erscheinens kann man diese nun auch im Internet lesen: http://www.herbstzeitlese-ol.de/

Geschrieben wird da über Kunst, genauso wie über die Liebe zum Citroën 2CV, der guten alten Ente. Das ist wirklich ein bemerkenswerter Schritt, weil ich durch meine Eltern (beide über 70 Jahre alt) und ihre Freunde weiß, wie mühsam der Umgang mit dem Internet für manchen Rentner ist. Aber mir fiel durch diese Nachricht auch wieder auf, wie merkwürdig es ist, dass es immer noch Zeitungen in gedruckter Form gibt. Seit Mitte der 90er Jahre kann man zum Beispiel die BERLINER ZEITUNG komplett und umsonst im Internet lesen. Jeden Tag. Trotzdem liegt auch diese Zeitung noch jeden Morgen im Briefkasten vieler Leser. Gedruckt und teilweise schon nicht mehr aktuell, weil sich die Nachrichtenlage über Nacht schon wieder geändert hat oder ein Fußballspiel nach Redaktionsschluss zu Ende ging. Und die Leute zahlen auch noch dafür! Es geht Ihnen also um etwas anderes. Es geht darum, die Zeitung am Frühstückstisch zu lesen, im Bett, auf dem Klo. Oder im Café. Es geht auch darum sie zu teilen: „Kann ich mal das Feuilleton haben?.“ „Wann bist du endlich mit dem Lokalteil fertig?“ Manchmal sind Menschen so und mir gefällt das. Unerklärlich altmodisch. Ich glaube wenn die gedruckte Zeitung wirklich in den nächsten zehn Jahren verschwinden sollte, dann werde ich gar keine Tageszeitung mehr lesen. Denn die Informationen bekomme ich ja auch anderswo. Und womit zünden wir dann eigentlich unseren Grill an?

Autorennationalmannschaft

geschrieben am 12.06.2012

In dieser Woche bin ich auf einer besonderen Dienstreise. Neben meinen Tätigkeiten als Schriftsteller, beim Deutschlandradio Kultur und neuerdings als Blogger für Oldenburg spiele ich Fußball. Natürlich will ich nicht verschweigen, dass ich inzwischen 44 Jahre alt bin und es sich dadurch natürlich um die „Alten Herren“ handelt. Aber beim DFB gibt es eine tolle Team, die Autorennationalmannschaft: http://www.dfb.de/index.php?id=509397. Einmal in der Woche ist Training für die Berliner Schriftsteller und ab und zu gibt es Turniere, zu denen auch die Autoren aus anderen deutschen Städten anreisen. So gab es vor kurzem einen dreifachen Wettkampf mit den EM-Gastgeberländern Polen und der Ukraine. Mit Spielen in Berlin, Krakau und Lemberg.  Daran konnte ich leider nicht teilnehmen, weil meine Frau beruflich unterwegs war und ich so mit unseren Kindern allein. Aber nun sind wir in Israel. Eingeladen zur hiesigen Buchmesse zu einem Turnier mit den israelischen und italienischen Schriftstellern. Genauere Eindrücke aus Haifa erhalten Sie nächste Woche, wenn ich wieder zurück bin.

Falsche Strophe

geschrieben am 19.06.2012

Da liefen wir also in einem kleinen Stadion in Haifa, um 16 Uhr. Die ca. 30 Grad machten uns „alten Männern“ von der Autorennationalmannschaft schon das Warmlaufen schwer. Wir trugen den schwarz-weißen Dress der „echten“ Nationalspieler, nur dass auf unserem „DFB-Kulturstiftung“ stand. In wenigen Minuten würden in diesem Stadion die Nationalhymnen für die beiden Mannschaften gespielt werden. Die dafür Verantwortlichen wärmten sich offensichtlich auch auf, denn es waren immer wieder laute Musikfetzen zu hören. Und dann plötzlich für ein paar Sekunden, aber deutlich zu erkennen: Die schreckliche erste Strophe unserer Nationalhymne. „Deutschland, Deutschland über alles“ hallte es durch das leere Stadion. Ausgerechnet in Israel. Es durchzuckte uns alle und mindestens fünf deutsche Spieler wiesen auf diesen Fehler hin. Gespielt wurde später eine instrumentale Version, aber mir stellte sich zum wiederholten Mal die Frage, warum wir es in unserer bewegten Nachkriegsgeschichte nicht geschafft haben eine Nationalhymne zu dichten, bei der diese Verwechselungsgefahr nicht besteht. (Das Turnier haben wir leider verloren. 1:1 gegen Israel, 1:2 gegen Italien. Die Italiener gewannen gegen Israel und damit das Turnier.)