5. Träumen von Hermann Holmer

In dieser Nacht träume ich von Hermann Holmer. Hermann Holmer führt mich in seinem Tabak- und Spirituosenladen herum. Überall stehen kleine hölzerne Kisten. Ob ich vielleicht eine davon öffnen und einen Blick hineinwerfen dürfe, frage ich Hermann Holmer, und er bejaht. Als ich die Zigarrenkiste öffne, stelle ich zu meiner Überraschung fest, dass sich keine Zigarren darin befinden, sondern exotische Blumen, so grellbunt, dass sie mir selbst im Traum künstlich anmuten.

„Man kann sie auch rauchen“, behauptet der gewiefte Kaufmann Hermann Holmer.

„Ach ja?“, sage ich, und er muss meiner Stimme den Zweifel anhören, denn er versichert: „Ja, so macht man das in Übersee. Da kommen die her.“

Und auf einmal, wie das so in Träumen geht, wuchern aus allen Kisten, aus hundert hölzernen Kisten die exotischsten Blumen, Orchideen und Strelitzien und Zuckerbüsche. Die Blumen umranken das strenge, beschnautzte Gesicht des Kaufmanns und Zigarrenhändlers Hermann Holmer, während er weiter auf mich einredet, flüsternd spricht, von der Erftenmoder, der ich lieber nicht trauen solle. Und dann verschwimmt alles und wird dunkel, und ich komme zu mir, in meinem eigenen Bett, und weiß, noch während ich blinzelnd an die Decke schaue, dass von hieran Oldenburg und die exotische Flora Übersees für mich immer und untrennbar miteinander verbunden sein werden.