22. Auf zum Flötenteich

Und plötzlich ist er da, der Herbst. Im Oktober hatte man nun wirklich damit rechnen müssen, dass es so kommt, und trotzdem bin ich erstaunt, als wir aus dem Haus treten und der Himmel über uns wolkenverhangen und düster ist. Mein Bekannter hat eingewilligt, mich zum Flötenteich zu fahren.
„Doch dieser Gefallen wird der letzte sein, den ich für dich tue“, verkündet er, aber das ist nicht weiter schlimm, weil ich sicher bin, so sicher, als hätte mir der Zigarrenhändler Herman Holmer die Worte zugeflüstert, dass die Geschichte, wegen derer ich hierher gekommen, dort, am Flötenteich auf mich wartet.

Der Flötenteich ist eigentlich kein Teich sondern eher eine Art See, finde ich. Mein Bekannter und ich, wir bleiben unserer Linie treu und wissen nicht so genau, wie wir am besten mit unserer Suche nach dem Unheimlichen beginnen sollen. Dieses Mal gibt es nicht einmal einen Studenten, der uns helfen kann. So beschließen wir, zunächst einmal um den See herumzuschlendern. Das Wasser glänzt unheimlich grün, irgendwie wissend, so als hielte der Flötenteich etwas unter seiner Oberfläche bereit, ein Geheimnis oder eine Geschichte. Um den Flötenteich herum wächst Schilf, und während wir laufen, meine ich immer wieder sonderbare Geräusche zu hören, ein Rascheln, ein Flüstern, so als ob sich dort jemand verstecken würde. In der Ferne glaube ich, Kinderstimmen ausmachen zu können, aber es ist Vormittag, und soweit ich weiß, sind die Kinder alle in der Schule. Tatsächlich kommen wir nach unserer Runde an einem Freibad vorbei. Niemand im Wasser, niemand im Gras, und all dem haftet etwas Verlassenes an, so als seien die Kinder nicht bloß in der Schule, sondern an einem Ort, von dem sie ganz sicher nicht mehr zurückkehren werden.