Einmal im Jahr geht ein Zittern durch die Oldenburger Wälder; ein Flimmern, Erbeben und ein Rauschen. Kurze Zeit später sieht man dann – befindet man sich zufällig auf einer kleinen Anhöhe -, wie sich die ersten Bäume, vom Boden befreit, auf den Weg in Richtung Stadt machen. Zarte, in hellstes Blattgrün gekleidete Birken bewegen sich mit nervös umher schwankenden Kronen über den Heideboden, erst ein, dann zwei, und nach wenigen Minuten schon scheinen sich ganze Teile des Waldes abgelöst zu haben und gen Stadt zu marschieren.
Archiv der Kategorie: Sabrina Janesch 2015
Rauschlos in Oldenburg [ 35 ]
Die Angelegenheit mit dem Kaffee hat bis heute niemand so richtig verstanden. Aus Gründen des Taktgefühls sollte daher davon abgesehen werden, in Anwesenheit von Oldenburgern Kaffee zu trinken – es könnte zu erheblichen Verwirrungen führen, deren Konsequenzen hinreichend bekannt sind.
10 Dinge für eine Frühlingsreise nach Oldenburg [ 36 ]
Wehe dem Reisenden, der sie vergisst.
1. Ein Regenschirm (besser zwei).
2. Ein Wintermantel (so nur einer vorhanden).
3. Stock zur Abwehr neugieriger Tiere und Einwohner.
4. Glasperlen und Spiegel – als Tauschware. In manchen Fällen werden noch immer keine Münzen akzeptiert.
5. Eine Axt, eine Machete, ein Klappmesser – haben schon manchem Reisenden in der Not geholfen.
Ein starker Geist [ 37 ]
Und dann kam die Vorliebe für das Turnen. Nicht nur in Oldenburg. In allen deutschen Städten und Ländern. Oft war da die Rede von Gesundheit, frischer Luft und Hygiene. Alle haben das geglaubt und tüchtig gestrampelt. Keiner wollte schlaff, abgehängt oder schwach wirken. Oh, nein – stark, muskulös, ausdauernd, das waren die Ideale der Stunde. Leibesübung! Geistesübung!
Oldenburger Zwischling [ 38 ]
Es war im Frühling, vor nicht allzu langer Zeit, da kam es in Oldenburg zu einem Aufsehen erregenden Prozess. Kein Geheimnis, dass die Wege zwischen Jever und Oldenburg zu den schlechtesten auf diesem Erdball gehören; entsetzliche, bodenlose Sandpisten! Es ist ein Elend auf den Oldenburgischen Landwegen – die ganze Gegend eine Ebene, nahe am Meer, nahe am Moor, und kaum regnet es oder schmilzt der Schnee, so versinkt jeder gangbare Pfad in einen einzigen Morast.